RS1 soll im Eltingviertel auf dem Bahndamm geführt werden
Am 2. Februar 2017 haben Oberbürgermeister Kufen und Planungsdezernent Hans-Jürgen Best zunächst in einer Pressekonferenz und dann im Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung (ASP) die vorläufigen Planungen der Stadt für den Streckenabschnitt des RS1 in Höhe des Eltingviertels vorgestellt. Dabei wurde klar, dass die Stadt den Radschnellweg auf dem Bahndamm kreuzungsfrei führen will. Damit sind sowohl die Variante eines vollständigen Abrisses des Bahndamms (Mahler, SPD) als auch eine aufgeständerte Stelzenvariante (Best) vom Tisch. Planungsdezernent Best verwarf diese Variante ausdrücklich.
Dies ist erst mal eine gute Nachricht für Radverbände und GRÜNE. Zuvor hat es ein allgemeines Aufatmen gegeben, dass die diskutierte Umweltverträglichkeitsprüfung für den RS1-Streckenabschnitt entlang des Chemiewerks der Firma Evonik nicht erforderlich ist.
Zeitrahmen und Hindernisse
Für die Realisierung des RS1 ist als Bauträger der Landesbetrieb Straßen.NRW zuständig. Im Hinblick auf die konkrete Ausführungsplanung im Bereich des Eltingviertels ist der Landesbetrieb allerdings auf eine Grundsatzentscheidung der Stadt angewiesen. Die Stadt möchte diese Entscheidung im April/Mai durch die Gremien herbeiführen und lässt derzeit die Entwurfsplanungen weiter ausarbeiten. Einer schnellen Realisierung des RS1 auf Essener Gebiet stehen noch einige Hindernisse entgegen, die von Straßen.NRW zeitnah gelöst werden müssten. So liegen bei Straßen.NRW noch keine Planungen für die Y-Brücke über die Gladbecker Straße vor. Angesichts der Erfahrung mit der Planung von Brücken könnte diese Brücke einen langen Realisierungszeitraum benötigen. Die Fertigstellung dieser Brücke hat eine Schlüsselstellung für die Realisierung des Gesamtprojektes.
Ein weiteres Problem stellt der Bahnbetrieb von Evonik dar. Das Unternehmen benutzt täglich zwei Mal ein Gleis bis hin zum Bahndamm im Eltingviertel zum Rangieren für Anlieferungen. Dieses Problem ließe sich mit einem Trennzaun lösen. Als Vorbild kann die Lösung dienen, die für die Trasse „Altendorf-Borbeck Bahnhof“ gefunden wurde. Erwogen wird auch eine Variante, die Gleise insgesamt auf das Betriebsgelände von Evonik zu verlegen. Das wäre aufwändiger, würde aber mehr Gestaltungsraum für Grün und Wohnraum bieten.
Wegen der Verzögerungen beim Bau des RS1 im Bereich der Gladbecker Straße werden demnächst die Umgehungstrecken über Blumenfeldstraße –Hangetal usw. als provisorischer RS1 erfolgen. Diese Strecke soll ausschließlich bereits vorhandene Fahrradrouten nutzen.
Unsere Aufgabe als GRÜNE besteht darin, Einfluss darauf zu nehmen, dass die Stadtverwaltung ihre Hausaufgaben für die Planung im Eltingviertel zügig abschließt und die städtischen Gremien zeitnah beschließen.
Varianten für die Führung des RS1
Bereits im November 2016 hat es Treffen zwischen NRW-Verkehrsminister Michael Groschek, Planungsdezernent Best und dem Landesbetrieb Straßen NRW zur Planung des RS1 im Bereich des Eltingviertels gegeben. Straßen.NRW hatte der Stadt damals eine Planung vorgelegt, in welcher der RS1 auf gerader Strecke auf dem direkten und kürzesten Weg diagonal über den Bahndamm geführt worden wäre. Diese Planung hätte der Stadt wenig Spielraum für Wohnbebauung und Stadtentwicklung gelassen. Sie passt am wenigsten zu den Wohnbauzielen der Stadt. Als Gegenvorschläge hat die Stadt in der ASP-Sitzung vom 2.2.2017 6 Planungsvarianten vorgestellt, die eine Verschwenkung des RS1 an den südlichen Rand des Bahndamms vorsehen mittels einer entsprechenden S-Kurve, die direkt nach der Brücke beginnen soll.
Eine Variante spielt mit der Möglichkeit, den RS1 mit einer Kreuzung an der Altenessener Straße zu planen mit entsprechenden Rampen. Der Plan sieht eine Sperrung der Altenessener Straße für den Autoverkehr und die Schaffung eines Platzes in diesem Bereich vor. Von den Grünen wird diese Variante jedoch wegen der fehlenden Kreuzungsfreiheit abgelehnt.
Derzeit zeichnet sich bereits ein politischer Konsens im Hinblick auf eine Führung des RS1 mit einer Verschwenkung an der Gladbecker Straße ab. Daher sollte diese Variante zügig vom ASP beschlossen und der weiteren Planung von Straßen.NRW zu Grunde gelegt werden.
Wie viel Wohnbebauung und wie viel Grünzug wollen wir?
Ein wesentlicher Aspekt bei der weiteren Ausgestaltung ist die Frage des Umfangs der Wohnbebauung oder des Freihaltens von Grünflächen auf dem Bahndamm.
Die Stadt will die Parkplätze an der Kleinen Stoppenberger Straße bebauen. Das ist aus GRÜNER Sicht unproblematisch, da hier bereits versiegelte Flächen benutzt werden.
Die Varianten I und III sehen eine relativ lockere Bebauung vor, die viel Platz für Grün bietet und wenig Fläche des Bahndamms beansprucht. Alle anderen Varianten arbeiten mit mehr oder weniger größeren geschlossenen Häuserblöcken und lassen kaum Grün vom Bahndamm übrig. Dabei handelt es sich um erste Planungsskizzen und keine architektonische Planung. In dem Bereich sind maximal bis zu 400 Wohneinheiten denkbar. Planungsdezernent Best verkauft das als das „neue Eltingviertel“.
Eine charmante und naheliegende Idee besteht darin, Teile des Bahndamms, die für den RS1 nicht benötigt werden, als begehbaren Grüngürtel zu entwickeln und den Damm entsprechend zu modellieren und teilweise abzutragen. Das wäre eine echte Wohnumfeldverbesserung und würde auch die Qualität einer moderaten Bebauung entsprechend attraktiv machen.
Eine wichtige Auseinandersetzung wird im Eltingviertel darüber stattfinden, wie verdichtet dort gebaut wird. Die innenstadtnahe Wohnlage ist auf jeden Fall attraktiv – ähnlich wie das Univiertel. Aufgrund des hohen Bedarfs an neuen Wohnungen und der hervorragenden Anbindung an ÖPNV macht die Erschließung neuer Wohngebiete in diesem Bereich auch aus GRÜNER Sicht Sinn.
Die Anbindung des Eltingviertels an den RS1, also die Verbindung für Fußgänger/innen und Radfahrer/innen durch das ganze Ruhrgebiet unabhängig vom Autoverkehr, ist für das Quartier eine zusätzliche Chance.
Das Tor zum Eltingviertel
Das eigentliche Tor zum Eltingviertel ist die Altenessener Straße, die gleichzeitig für Fuß- und Radverkehr die zentrale Verbindung zur Innenstadt bildet. Die Stadtverwaltung plant hier eine Umgestaltung mit einer filigranen neuen Radfahrerbrücke und einer Beseitigung der Widerlager der Eisenbahnbrücke. Diese Planung ist zur Schaffung einer neuen Sichtachse und zur Verbesserung der Verbindung des Viertels zur City grundsätzlich zu befürworten.
Der RS1 hat eine bundesweite Pilotfunktion und ist für das gesamte Ruhrgebiet eine wichtige umweltfreundliche Verkehrsachse mit erheblichem Potenzial. Insofern ist es wichtig, den Zeitdruck hoch zu halten und auf schnelle Lösungen zu drängen.
Ein provisorischer Ausbau des RS1 unter Einbeziehung der alten Eisenbahnbrücke macht keinen Sinn. Einerseits stellt sich die Frage der zusätzlichen Finanzierung und andererseits hat der Abschnitt allein nur einen Nutzwert, wenn die Brücke über die Gladbecker Straße gebaut ist. Dies erfolgt aber eben nicht von heute auf morgen!
Deshalb ist es jetzt neben der Fertigstellung der Planung für den RS1 im Bereich Eltingviertel vordringlich, den tatsächlichen Bau des RS1 im östlichen Teil der Stadt zu beginnen und dann die Verbindung zur Uni aus östlicher Richtung voranzutreiben.
Es gibt eine breite Unterstützung für das Projekt, das kaum jemand in Frage stellt. Deshalb sind die GRÜNEN davon überzeugt, dass sich der komplette Radschnellweg bis zum Jahr 2020 weitestgehend fertigstellen lässt. Tun wir alles, damit sich dafür keine Hindernisse auftun.
Joachim Drell
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