Am 2. März führten die Essener Grünen eine öffentliche Veranstaltung zur Reform des achtjährigen Gymnasiums im Haus Reichwein in Überruhr durch. Die Diskussion ergab eine große Einigkeit, dass ein Zurück zum alten G9, bzw. zum alten Halbtagsgymnasium kein pädagogischer Gewinn wäre.
Als Fachleute hatten die Grünen Gabriele von Heymann, Leiterin des Gymnasiums Überruhr; Ulrike Pelikan, Leiterin der Gesamtschule Holsterhausen; Mehrdad Mostofizadeh, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag NRW und Walter Wandtke, schulpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion eingeladen.
Neues Unterrichtskonzept für das Gymnasium Überruhr
Schulleiterin Gabriele von Heymann stellte zunächst das Unterrichtskonzept der sogenannten Dalton-Pädagogik vor, welches das Gymnasium Überruhr zum Schuljahr 2016/2017 für die Jahrgangsstufen 5 bis 10 eingeführt hat. Bei der Dalton-Pädagogik können die Schülerinnen und Schüler phasenweise selbst entscheiden, was, mit wem und unterstützt von welcher Lehrkraft sie lernen. Im Vordergrund stehen dabei die Förderung von Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler und Eigenverantwortung für den Lernprozess, aber auch eine allgemeine Entschleunigung des Schulalltags. Frau von Heymann betonte, dass jeder Reformprozess an Schulen eine große Kraftanstrengung sei. Eine komplette Rückumstellung von G 8 auf G 9 könne sie sich am Gymnasium Überruhr nicht vorstellen. Man habe sich inzwischen gut mit dem G 8 arrangiert und könne durch das Dalton-Konzept des individuellen Lernens auch den Druck durch G 8 vermindern.
Kritik am G9-Volksbegehren
Ulrike Pelikan, Sprecherin der Essener Gesamtschulen, machte deutlich, dass es in Essen mit den Gesamtschulen, Berufskollegs und dem Gymnasium Borbeck bereits ein gutes G9-Angebot gibt. Das derzeit laufende Volksbegehren „G9 jetzt“ kritisierte sie, da die Initiative „G9 jetzt“ die Mehrkosten eines G9-Gymnasiums durch Stundenstreichungen an anderen Schulformen finanzieren möchte. Jedem Wahlberechtigten und jeder Wahlberechtigten sollte klar sein, dass man mit einer Unterschrift für das laufende Volksbegehren nicht nur die Wiedereinführung von G 9 in NRW unterstützt, sondern zugleich eine deutliche Unterrichtskürzung von fast 5% für Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen – und damit für 60% der Schülerinnen und Schüler dieses Landes. Im Übrigen sollte jedem bewusst sein, dass der Wortlaut des Gesetzentwurfs im Laufe des Verfahrens nicht veränderbar und damit für spätere Verbesserungswünsche unerreichbar ist.
Grünes Modell zur Reform von G 8
Der Essener Landtagsabgeordnete der Grünen, Mehrdad Mostofizadeh, warb für das Modell der Grünen zur Reform der achtjährigen Gymnasialzeit. Jede Schule soll den Kindern einen individuellen Weg ermöglichen und sowohl einen achtjährigen als auch einen neunjährigen Weg zum Abitur anbieten. Die zweite Fremdsprache soll wieder an allen weiterführenden Schulen mit der Klasse 7 beginnen. Die Oberstufe der Gymnasien soll wie an Gesamtschulen und Berufskollegs dreijährig bleiben. Die Schule der Zukunft müsse sich noch mehr als bisher am Kind orientieren, nicht umgekehrt. Daher stellt auch die Dalton-Pädagogik am Gymnasium Überruhr aus Sicht der Grünen einen sehr innovativen Ansatz für mehr individuelle Förderung und flexible Lernzeiten dar. Deutliche Kritik übte er an den Vorstellungen von CDU und FDP zur Reform des G8, die es in das Ermessen der jeweiligen Schulkonferenz legen wollen, sich entweder für G8 oder G9 zu entscheiden. Dadurch würden die Schulen in eine ungute Konkurrenzsituation zueinander geschoben. Aber auch das Modell der SPD einer Verkürzung der gymnasialen Oberstufe auf zwei Jahre wird von den Grünen kritisch gesehen. Dieses Modell gehe mit zu vielen Pflichtstunden und deutlich mehr Pflichtbindungen, bzw. reduzierten Kurswahlmöglichkeiten einher.
Schulträger Stadt mit G9-Kompletteinführung überfordert
Auch der Essener Ratsherr der Grünen, Walter Wandtke, kritisierte das Wahlmodell von CDU und FDP im Hinblick auf G 8 bzw. G 9. Die Stadt Essen als verantwortlicher Träger der Schulgebäude hätte überhaupt keine Planungssicherheit beim Schulausbau, wenn kurzfristige Entscheidungen für G 9 fallen. Schon jetzt könne der wachsende Raumbedarf aller Schulformen angesichts steigender Schülerzahlen nicht zufriedenstellend bewältigt werden. Eine Komplettumstellung auf G9 hätte im Übrigen zur Folge, dass ein Großteil von Finanzmitteln für den Ausbau von Gymnasien gebunden werden würde, obwohl diese Mittel derzeit viel dringender im Ausbau von Grundschulen und der Sanierung von Gesamtschulen benötigt werden.
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