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Radfahren in Essen: Critical Mass und die Polizei

Logo der Critical Mass Essen

Auch die scheinbar so wilde Critical Mass schmückt sich hier ganz gediegen mit einer schönen Variante des Zollverein-Logos

Essens Verkehrsinfrastruktur ist in erster Linie am Autoverkehr orientiert. Der Radverkehr im Alltag wurde bisher zweitrangig bedient. Um eine bessere Berücksichtigung des Radverkehrs und Aufmerksamkeit insbesondere von Autofahrer*innen zu erreichen, gibt es unter dem Aktionsnamen „Critical Mass“ ein lockeres Treffen für gemeinsame Fahrradfahrten. Die letzte Tour wurde von der Polizei abgebrochen.

Uns erreichten dazu mehrere kritische Stellungnahmen, die wir hier veröffentlichen. Warum die Polizei die Tour mit Streifenwagen begleitete und nicht mit ihrer Radstaffel, ist einer der fragwürdigen Aspekte dieser Polizeiaktion. Nicht nicht nur der ADFC charakterisierte sie als provokativ. Schließlich laufen solche Touren ohne Polizeibegleitung seit Jahren problemlos. Nach eigener Zählung von Critical Mass war es die Siebzigste! Deshalb ist die Androhung des Polizeisprechers, derartige Touren künftig zu verbieten, vollkommen unangemessen. Ein Teilnehmer;
Hallo, war Freitag dabei. War eigentlich alles wie immer, nur noch gesitteter, da die Polizei uns noch in der Nähe des Grillo-Theaters stoppte und aufforderte, zu zweit nebeneinander zufahren.
Wenn dem auch nicht immer nachgekommen wurde, so wurde doch immer nur auf einer Spur gefahren. Der Polizei passte es offenbar nicht, dass sie nicht die Route bestimmen konnten.
Am Schluss, vor dem Cinemaxx, stellten sie ihre Autos quer und forderten die 155 Radler zu einer „Allgemeinen Verkehrskontrolle“ auf. Dem kam niemand nach.
Gruß Thomas!
Die Polizei hatte die critical mass wohl schon länger auf dem Kiecker. Man wolle aber auf die Polizei zugehen und das Gespräch suchen, auch wenn klar ist, dass der ADFC nichts mit der Organisation der Critical Mass-Touren zu tun hat.

Stellungnahme des RUTE zum Streit auch um geplante Critical Mass-Radtouren.

Der Runde UmweltTisch Essen (RUTE) als Arbeitsgemeinschaft der Essener Verkehrs- und Umweltverbände hat die stetig wachsende Teilnehmerzahl an den Critical Mass-Radtouren als Ausdruck eines wachsenden Selbstbewusstseins der Radfahrer beim Zuteilen von knappen Verkehrsflächen erfreut zur Kenntnis genommen, auch als Zeichen der Solidarität dieser Gruppe von Verkehrsteilnehmern.

Als mehrfacher Teilnehmer konnte ich mich in diesem Jahr persönlich von der Friedfertigkeit der Teilnehmer und der entspannten Atmosphäre überzeugen. Der Tourbeginn war übrigens ganz bewusst auf 19 Uhr, also die Zeit nach der Rushhour, gelegt worden, um den übrigen Straßenverkehr möglichst wenig zu beeinflussen.

Gerade angesichts des Grüne Hauptstadtjahres 2017 erscheint mir eine Deeskalation der angespannten Atmosphäre unverzichtbar. Hierzu könnte auch der Polizeisprecher durch Milderung seiner ungeschickten Äußerungen beitragen. Neben den Verkehrsverbänden ADFC, VCD und der MWS ist jetzt auch die Stadt Essen gefordert, gemeinsam mit der Polizei eine einvernehmliche Lösung zu erreichen.

Allen Beteiligten muss klar sein, dass das Image der Stadt Essen als GHE 2017 ohne eine Beilegung des Disputes inhaltlich und publizistisch Schaden nehmen wird. Es ist naheliegend, dass bei der nächsten Critical Mass-Tour am 9. September Reporter aus der Region und anderen Bundesländern anwesend sein werden, um per Wort und Bild über mögliche Überreaktionen von Polizei und Radfahrern zu berichten.

Der RUTE möchte eine solche Entwicklung verhindern. Gemeinsam mit ADFC, VCD und der MWS bietet er aktiv seine guten Dienste bei Gesprächen mit der Polizei, der Verwaltung und Politik an.

Für eine Umsetzung des erklärten Zieles der Stadt, für Fahrräder bis 2020 einen Wegeanteil von 11%, bis 2035 von 25%, bei jetzt lediglich 6%, zu erreichen, müssen die atmosphärischen Voraussetzungen geschaffen werden.

Hierzu trägt der RUTE gerne bei.

Dr. Dieter Küpper, Moderator/Sprecher des RUTE

Am Freitag dem 9. September wird jetzt eine besondere Solidaritätsradtour für die Critical Mass geplant – Treffpunkt ist wie immer der Willy-Brand-Platz 19.00 Uhr

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