Manfred Weniger von Slow-Food-Essen bei den GRÜNEN in Rüttenscheid
„25 Jahre Slow Food Deutschland: Gut, Sauber, Fair – und heute?“ Manfred Weniger, Mitglied im Convivium Slow Food Essen, hat gegenüber der GRÜNEN Stadtteilgruppe Rüttenscheid im Le Fou eine Bilanz der Bewegung für gesunde, nachhaltige und regional produzierte Lebensmittel gezogen. Im Jahr der Grünen Hauptstadt müsste dieses Thema auf der politischen Ebene ganz oben stehen. „Doch im Rahmen des Grüne-Hauptstadt-Jahres werden Betriebe empfohlen, die auf Nachfrage zugeben, Pestizide wie Glyphosat zu verwenden“, kritisierte Weniger. „Grün ist für die Grüne Hauptstadt grün, egal ob das Grün mit Hilfe von viel Dünger gewachsen ist.“ Das von Slow Food zum Grünen Hauptstadtjahr gegründete „Netzwerk der guten Lebensmittel“ werden diese Produzenten nicht empfehlen in ihrem Einkaufsführer, der im Herbst im Internet veröffentlicht wird. Bio sei dabei kein Muss. Gerade Kleinproduzenten scheuten das offizielle Zertifizierungsverfahren, arbeiten aber sauber.
Manfred Weniger gehört zu den „Slow-Foodern“ der ersten Stunde: Bereits 1992 ist er in Frankfurt am Main bei Slow-Food eingestiegen. Nach seinem Umzug nach Essen hatte er sich 2010 mit seiner Frau entschlossen, anlässlich des Kulturhauptstadtjahres ein eigenes Essener Convivium zu gründen, wie die Ortsgruppen genannt werden. „Heute haben wir 200 Mitglieder – eine schöne, positive Entwicklung, die öffentlich auf große Resonanz stößt“, so Weniger.
„Wir wollen dagegen blühende Landschaften – aber ohne Kunstdünger“, sagte Weniger. Die Ursprungsidee der Slow-Food-Bewegung sei es gewesen, die Mechanisierung in der Landwirtschaft aufzuhalten. Die Entwicklung ließ sich nicht stoppen. Die Folge: „Wir sind heute entwöhnt von Lebensmitteln. Man sollte bei den Produkten, die man im Discountern und Supermarkt findet, besser von der chemischen Manipulation unserer Geschmacksnerven sprechen“, kritisierte Weniger. Dagegen stellt er das Slow-Food-Credo: „Gut, sauber, fair.“ Essen solle gut schmecken, alle Sinne ansprechen. Fairer Preis für die Erzeuger müssten bezahlt werden, so dass sie davon leben können. „Und wir wollen nachhaltig leben und produzieren“, so Weniger. Alle drei Prinzipien lassen sich nicht immer unter einen Hut bringen. In Essen gebe es beispielsweise nur noch zwei ökologisch produzierende Landwirtschaften. „Deshalb müssen wir die Regionalität ausweiten auf den Niederrhein und das Münsterland“, so Weniger.
Wie lässt sich aber die breite Masse mitnehmen?, lautete die Frage aus der GRÜNEN Stadtteilgruppe. „Man kann nur versuchen, Einfluss zu nehmen – im Umfeld, in Kindergarten und Schule, im Betrieb“, antwortete Weniger. Umfragen zeigten, dass viele Menschen bio kaufen und bio essen wollen, auch wenn der Anteil bei ein paar Prozent liege. „Wir müssen die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt, Ernährung in Schule und Ausbildung fächerübergreifend im Lehrplan verankern“, forderte Elke Zeeb, Vorstandsmitglied der Essener GRÜNEN. Es gebe Vorreiter, wie beispielsweise die Gesamtschule Holsterhausen, die zeigten, dass das Bewusstsein für gesundes Schulessen, Nachhaltigkeit und fairer Handel da ist und auch umgesetzt wird.
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