Deutsch-Ukrainische Baumpflanzung am 15. April

„Die „Orangene Revolution“ der Ukraine wird manchmal auch „Kastanienrevolution“ genannt, wegen der vielen Kastanienbäume, die in der Ukrainischen Hauptstadt Kyiv zahlreich als Alleebäume anzutreffen sind. Viele davon wachsen und beeindrucken auf der Hauptstraße Chreschtschatyk.

Es gibt mehrere Versionen darüber, wie die Kastanien in Kyiv auftauchten. Eine bekannte Legende besagt, dass der Generalgouverneur Bibikov 1842 für die Ankunft von Zar Nikolaus I. nach Kyiv „eine unbekannte Pflanze, die das Auge erfreut und gut riecht“, vom Balkan mitbrachte. Die Bäume wurden in der Allee am Bibikov Boulevard (heute Shevchenkо Boulevard) gepflanzt, wo der Monarch die Stadt betreten sollte. Der Zar zeigte sich jedoch unzufrieden. Über Nacht wurden alle Kastanien entwurzelt und stattdessen pyramidenförmige Pappeln gepflanzt. Glücklicherweise ließen die Bürger von Kyiv die exotischen Bäume nicht sterben und pflanzten sie stattdessen in ihre Gärten.

Kastanien sind Symbol der ukrainischen Hauptstadt

Da Kastanien nunmehr ein Symbol der ukrainischen Hauptstadt sind, werden die zur Zeit in Essen lebende Ukrainerin Olga Ianushevych und der GRÜNE Bürgermeister Rolf Fliß als Initiatoren im Beisein der Ukrainischen Generalkonsulin Iryna Shum und vielen, vorübergehend in Essen lebenden Ukrainischen Familien, als Spendenbaum im Grugapark an der Tummelwiese einen Kastanienbaum für den Frieden pflanzen.

Eigentlich handelt es sich bei den als Vorbild dienenden Kastanienbäumen in Kyiv um weiß blühende Rosskastanien. Doch diese Art ist bei uns in Deutschland bedroht durch das Bakterium „Pseudomonas syringae pv. aesculi“, welches bereits bei jungen Bäumen eine Rindenkrankheit auslöst, die letztlich häufig zum Absterben der Bäume führt.

Daher wurde von den Initiatoren Ianushevych und Fliß die ebenfalls weiß blühende Art „Castanea sativa“, die Esskastanie oder Edelkastanie, ausgewählt. Diese Art bringt, wie der Name bereits sagt, essbare Früchte hervor, die im Mittelmeerraum und später in vielen Teilen Europas bereits seit der Antike genutzt und verzehrt werden. Sie galt dort lange Zeit geradezu als ein Hauptnahrungsmittel der Landbevölkerung. Dies gilt vor allem für Regionen, in denen ein Anbau von anspruchsvollem Weizen schwierig war: Kastanienmehl wurde daher unter anderem für die Zubereitung von Brot verwendet.

Diese „überaus europäische Art“ wurde bereits von den Römern in ihren Siedlungsgebieten bis nach Britannien verbreitet, auch, weil das sehr robuste Holz gerne und vielfach verwendet wurde. Es ist leicht zu bearbeiten und im Freien auch ohne weitere Behandlung sehr witterungs- und fäulnisbeständig. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts ordnete Karl der Große im „Capitulare de villis“ den Anbau der vielseitig nutzbaren Art auf seinen Königsgütern an.

Esskastanie ist ein Baum der Zukunft

Gerade mit Blick auf ihre Wuchseigenschaften und ihre Standortansprüche gilt die Esskastanie heute vor dem Hintergrund des Klimawandels als der „Baum der Zukunft“.

Als weiteres Patengehölz fiel die Wahl von den beiden Pflanzpaten Ianushevych und Fliß auf den Duftschneeball, „Viburnum opulus ‘Compactum‘“. Dieser gilt als besonders frosthart, ist reich blühend und rot fruchtend. Die duftenden Blüten ziehen Insekten an und die im Herbst erscheinenden roten Beeren sind eine willkommene Nahrungsquelle für Vögel jedweder Art.

Der Schneeball-Strauch ist windfest

Der Schneeball-Strauch gilt dabei als besonders „windfest“, man könnte sagen, er widersteht den stärksten Stürmen.
Der Strauch mit roten Beeren ist ein nationales Symbol der Ukraine. Die Pflanze wird im Volkslied „Der rote Schneeball (auf Ukrainisch „die rote Kalyna“) auf der Wiese“ besungen, das während des aktuell tobenden russisch-ukrainischen Krieges zur zweiten Hymne der Ukraine
geworden ist:

„Oh, auf der Wiese beugt sich die rote Kalyna,
Unsere glorreiche Ukraine ist über etwas betrübt.
Und wir werden diese rote Kalyna abheben
und wir werden unsere glorreiche Ukraine aufheitern, hey hey, aufheitern!“

Somit stehen Baum und Sträucher als Symbol der Widerstandsfähigkeit der Ukraine mit uns EssenerInnen solidarisch und unterstützend an ihrer Seite gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg einerseits und für die Hoffnung auf baldigen Frieden und Freiheit in der Ukraine andererseits! „Mögen Schneeball und Esskastanie genauso wachsen und gedeihen wie unsere Freundschaft mit unseren Ukrainischen FreundInnen“, resümiert Bürgermeister Fliß die Baumpflanzung, auf der am Rande auch viele ukrainische, selbst gebackene Köstlichkeiten dargeboten wurden.

„Wir möchten uns aber auch bei der Bistumsbank und seinem Vorstand Dr Peter Güllmann sehr herzlich bedanken“, ergänzt Aktivistin Olga Ianushevych abschließend, „denn ohne deren großzügigen Geldspende wäre unsere Pflanzung nicht möglich gewesen!“

 

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