Am 28. Februar folgten über 30 Gäste der Einladung der Ratsfraktion der Grünen zu einer Veranstaltung zum Radschnellweg Ruhr (RS 1). Dabei stellten Martin Tönnes, Bereichsleiter Planung im Regionalverband Ruhr, und Christoph Kerscht, planungspolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion, den aktuellen Stand der Planung zu diesem 102 Kilometer langen, kreuzungsfreien Premium-Radweg vor. Mirko Sehnke, Vorstandsmitglied des ADFC Essen, unterzog die sechs Planungsvarianten der Essener Stadtverwaltung zur Führung des RS 1 im Bereich des Eltingviertels einer Bewertung.
Anforderungen an die Planungen im Eltingviertel
Nach der ersten Vorstellung im Essener Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung steht inzwischen fest, dass der RS 1 im Eltingviertel kreuzungsfrei über den Bahndamm geführt werden soll. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung waren sich weitgehend einig über folgende Aspekte bei der weiteren Ausführungsplanung:
Die Stadt sollte bis spätestens Mai die Linienführung des RS1 auf dem Bahndamm festlegen, damit die Planung der Brücke über die Gladbecker Straße seitens des Landesbetriebes Straßenbau NRW schnell begonnen werden kann. Aufgrund der langen Planungsvorläufe ist hier besondere Eile geboten.
Der RS1 sollte an der Altenesser Straße mittels einer Rampe eine Anbindung an die City erfahren.
Die Altenessener Straße als Tor des Eltingviertels zur Innenstadt sollte aufgewertet werden nach Möglichkeit durch den Bau einer neuen Brücke und durch Aufweitung des Durchlasses durch den Abriss der Widerlager der alten Eisenbahnbrücken. Der Abriss der alten Eisenbahnbrücken soll möglichst zeitnah zum Neubau vorgenommen werden.
Eine Wohnbebauung auf den Parkplätzen und ggf. Teilen des Bahndamms ist wünschenswert, sollte aber auch berücksichtigen, dass der Bahndamm für das Eltingviertel und die nördliche Innenstadt eine wichtige Frischluftschneise darstellt. Grünerhalt, Rad- und Fußweg und Wohnbebauung müssen in diesem Bereich zusammen gedacht und geplant werden.
Planungsträger Land sorgt für schnelle Realisierung
RVR-Planungsbereichsleiter Martin Tönnes (Grüne) ist weiterhin optimistisch, dass der RS 1 bis zum Jahr 2020 weitgehend fertig gestellt sein wird. Eine entscheidende Weichenstellung sei der Beschluss von Rot-Grün im Landtag gewesen, das den Bau und den Unterhalt von Radschnellwegen als Landesaufgabe definiert. Nach Einschätzung aller Beteiligten verfolgt der Landesbetrieb Straßen NRW diese neue Aufgabe mit großem Elan. Für alle Abschnitte gibt es Verträge zwischen den entsprechenden Städten und dem RVR bzw. dem Land NRW im Hinblick auf Planung und Bau des RS 1.
Der Landesbetrieb hat in den letzten Wochen bereits für einen Freischnitt der geplanten Trasse östlich der Universität Essen/Duisburg auf Essener und Gelsenkirchener Stadtgebiet bis zur Stadtgrenze Bochum gesorgt. Hier kann im Spätherbst mit dem Bau begonnen werden kann. Im Herbst 2017 soll auch mit dem Bau der Fahrradbrücke über den Berthold-Beitz-Boulevard begonnen werden, die nochmals neu in einer Breite von sechs Meter geplant worden ist. Noch in diesem Jahr soll die Sanierung des Hochviaduktes in Mülheim abgeschlossen sein und damit der in Bau befindliche Abschnitt von Mülheim Hauptbahnhof bis zur Querung der Ruhr fertiggestellt und eröffnet werden.
Inzwischen liegen auch die Pläne vor, um den bereits vorhandenen Radweg im Essener Westen so umzubauen, dass der Standard für Radschnellwege erfüllt wird (vier Meter breiter Radweg und ein separater zwei Meter breiter Fußweg). Der RVR erledigt dies als Auftragsarbeit für den Landesbetrieb gegen Kostenerstattung. Ausgespart sind dabei zunächst die nur vier Meter breiten Brücken beispielsweise über den Niederfeldsee. Ob auch diese Brücken künftig verbreitert werden sollen, wird von der Frequentierung des RS1 abhängen.
RS 1 setzt Impulse für eine integrierte Stadtentwicklung
Christoph Kerscht betonte die positiven städtebaulichen Impulse, die vom RS 1 ausgehen. Dies könne man besonders deutlich an der städtebaulichen Aufwertung im Bereich des Niederfeldsee in Altendorf sehen. Im Eltingviertel bestehe nun Dank der Verfügbarkeit von Städtebaumitteln zur Sanierung des Eltingviertels und von Landesmittel zum Bau des Radschnellweges die Chance einer guten städtebaulichen Einbindung des RS 1. Priorität habe für die Grünen dabei allerdings, dass die Standards eines kreuzungsfreien Radschnellweges eingehalten werden.
Martin Tönnes unterstrich ebenfalls die Bedeutung des RS 1 als Innovationsband für eine integrierte Stadtentwicklung. So werden der RVR sich selbst an fünf Punkten längs des RS 1 mit eigenen städtebaulichen Entwürfen einbringen.
Bau weiterer Radschnellwege geplant
Aktuell sind landesweit gemäß der Homepage des Landesverkehrsministeriums www.radschnellwege.nrw sieben Radschnellwege mit mehr als 260 Kilometer in Planung. Bundesweit sollen nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums 80 Projekte mit einer Gesamtlänge von 1.400 Kilometer in Planung sein. Auch der Bund will sich künftig finanziell am Bau von Radschnellwegen beteiligen. Für das Jahr 2017 sind dazu erstmals 25 Mio. Euro im Bundehaushalt vorgesehen. In einem aktuellen Entwurf zur Änderung des Bundesfernstraßengesetzes sieht die Bundesregierung vor, dass derartige Radschnellwege eine eigene Verkehrsbedeutung insbesondere für Berufs- und Pendlerverkehre haben, in der Regel vier Meter breit sein und eine Prognosebelastung von in der Regel mindestens 2.000 Fahrradfahrten pro Tag haben müssen.
Der RVR macht sich für ein Netz von Radschnellwegen im Ruhrgebiet stark. Der nächste Schritt dahin ist der Radschnellweg Essen-Bottrop-Gladbeck. Die Machbarkeitsstudie dazu wird im Juni veröffentlicht. Der RVR wird auch sein eigenes regionales Radwegenetz daraufhin überprüfen, ob Ausbaumaßnahmen zu Schnellwegen sinnvoll und möglich sind. Außerdem soll zur besseren Orientierung auch für Ortsunkundige auf den Radwegen im Ruhrgebiet das Knotenpunktsystem aus den Niederlanden/Belgien übernommen werden. Die flächendeckende Umsetzung auf dem regionalen Radwegenetz startet im April dieses Jahres.
Fazit
Mit der Idee eines Radschnellweges Ruhr nach der Sperrung der A 40 für die Riesentafel im Rahmen der Kulturhauptstadt wurde ein Meilenstein für eine neue urbane Mobilität gesetzt. Der Umbau der Rheinischen Bahn zu dem ersten Radschnellweg in Deutschland zwischen Essen und Mülheim an der Ruhr als Prototyp eines metropolitanen Radschnellweges hat in kürzester Zeit eine bundesweite Entwicklung eingeleitet, von der man sonst nur träumen konnte. Die Anerkennung des Rades als vollwertiges Verkehrsmittel schreitet voran und wird sich auch Dank der Elektromotoren für Räder auch fortsetzen.
Joachim Drell
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