Umgestaltung der Krankenhaus-Kapelle der Huyssensstiftung
– einfach die Hakenkreuze Rausreißen ist auch keine Lösung:
Angesichts der aktuellen Auseinandersetzung ist es mehr als bedauerlich, dass in den neunziger Jahren das Krankenhausgebäude der Huyssensstiftung nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde. Wenn damals auch große Sanierungs-und Erweiterungsbauten bereits dafür gesorgt hatten, dass im Sinne des Denkmalschutzes dort kein wirklicher Eindruck mehr der ursprünglichen Bauhausarchitektur mehr entstehen konnte, so wäre der partielle Schutz zumindest der bis heute weitgehend unverändert gebliebenen Kapelle möglich gewesen.
Die Hinterlassenschaften der 12 Jahre nationalsozialistischer Diktatur und ihrer Anhänger*innen weiten Teilen der deutschen Gesellschaft, können uns auch 73 Jahre danach nicht in Ruhe lassen und sollten es auch nicht.
Kirchenästhetik und der Einfluss der „Deutschen Christen“
In diesem Krankenhausbau von 1935 wurde in der Kapelle als zentrales Altarbild eine blonde Jesusgestalt vorgesehen. Die nicht bloß dekorativen, sondern sinnstiftenden Symbole in den 5 Fächern der Deckenbemalung werden dort dreimal durch Hakenkreuze verbunden, nur in zwei Nebenfächern werden dafür klassische Kreuze in einem Kreis aufgetragen.
Biblische Gestalten aus dem neuen Testament in den Glasfenstermotiven der Außenwände dieser von Fachleuten als eine Art „Rittersaal“ beschriebenen Kapelle, sind ebenso recht kantig-nordisch gestaltet, weit ab von der Idee, dass Jesus Christus etwas mit einer Erneuerungsbewegung des Judentums zu tun gehabt haben könnte.
Umgestaltung der Krankenhaus-Kapelle der Huyssensstiftung
– einfach die Hakenkreuze Rausreißen ist auch keine Lösung:
Angesichts der aktuellen Auseinandersetzung ist es mehr als bedauerlich, dass in den neunziger Jahren das Krankenhausgebäude der Huyssensstiftung nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde. Wenn damals auch große Sanierungs-und Erweiterungsbauten bereits dafür gesorgt hatten, dass im Sinne des Denkmalschutzes dort kein wirklicher Eindruck mehr der ursprünglichen Bauhausarchitektur mehr entstehen konnte, so wäre der partielle Schutz zumindest der bis heute weitgehend unverändert gebliebenen Kapelle möglich gewesen.
Die Hinterlassenschaften der 12 Jahre nationalsozialistischer Diktatur und ihrer Anhänger*innen weiten Teilen der deutschen Gesellschaft, können uns auch 73 Jahre danach nicht in Ruhe lassen und sollten es auch nicht.
Wo heute ein schlichtes Holskreuz der Wand über dem Altar beherrscht, hing viele Jahrzehnte das mittlerweile ins Magazin verbannte, zentrale Altarbild eines blondhaarigen Jesus. Dieses evangelisch deutsche Christentum kannte viele Facetten, um zu unterstreichen, dass es Teil des großdeutsch erwachten arischen Volkes ein wollte.
Die Ästhetik dieser Kapelle lässt an vielen details aufscheinen, wie nah wichtige Kreise der protestantischen Kirche nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 der neuen Staatsmacht des sogenannten „Dritten Reichs“ standen.
Geschichte zu tilgen, wird nicht gelingen
Die frühere von nicht unwesentlichen Teilen der evangelischen Kirche und ihrer Einrichtungen gesuchte Nähe zur NS-Ideologie sollte gerade deshalb nicht jetzt nach über 80 Jahren unter den Teppich gekehrt werden. Besser wäre die selbstbestimmte kritische Aufarbeitung und in diesem Fall eben keine Auslöschung der speziellen Geschichte dieser Kapelle.
Deshalb ist die Entscheidung der Krankenhausleitung, die historische Gestaltung ihrer Klinikkapelle in Huttrop vollkommen auszulöschen, hoffentlich noch zu ändern.
Wie auch Leserbriefe von Herrn Dr. Geymüller und des „Arbeitskreises Essen 20130“ im WAZ/NRZ-Lokalteil darstellen, gibt es gute Gründe, dieses problematische sakrale Gesamtkunstwerk zu erhalten. Es geht hier nicht eigentlich um das erst auf den zweiten Blick erkennbare Hakenkreuzdeckendekor, sondern um die sehr subtile Gesamtgestaltung dieses Kirchenraums.
Für eine Kapelle oder einen überkonfessionellen Raum der Andacht in ihrer Klinik sollten sich andere Möglichkeiten finden lassen – vielleicht ja auch mit dem architektonischen Konzept, dass vom Krankenhaus ja bereits in Auftrag gegeben wurde.
Mit entsprechenden aufklärenden Hinweisen könnte ihre Kapelle in ihrer derzeitigen Gestaltung ein wichtiger Mosaikstein zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus in unserer Stadt, wie auch zu dessen Einsickern in die verschiedensten sozialen Einrichtungen werden.
Krankenhauskapelle sollte ein kritischer Gedenkort werden
Diese Kapelle als kritischen Gedenkort bei Erhalt seines ästhetischen Konzepts aus den dreißiger Jahren zu erhalten, kann hervorragend verdeutlichen, dass die heutige evangelische Kirche und erst recht die Krankenhausleitung nichts wie damaligen Bewegungen wie den „Deutschen Christen“ oder anderen früheren NS-Regime nahen christlichen Gruppen zu tun hat. Dabei würde allerdings auch zutage treten, dass die sehr ehrenwerten Bestrebungen an möglichst großer Regimeferne der „bekennenden Kirche“ und von Menschen wie unserem späteren Oberbürgermeister und Bundespräsidenten Gustav Heinemann bei den Protestanten im Dritten Reich leider in der Minderzahl blieben.
Mit den historisch-kirchengeschichtlich kritischen Einbettungen würde die Huyssensstiftung auch der Stadt Essen einen aufklärerischen Dienst erweisen.
Diese Kapelle von 1935 sollte ein Beitrag zum Kampf gegen erneute autoritär- menschenfeindliche Ideologien werden, die unglücklicherweise auch heute gern im Gewand religiöser Bewegungen daher kommen.
Walter Wandtke
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Walter Wandtke„Der Erhalt dieser als eine Art Rittersaal gestalteten Kapelle kann ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung insbesondere gegen rechtsradikale Tendenzen sein, die sich auch heute mitten in der Gesellschaft erschreckend schnell verbreiten. Sie ist mit ihrer Gesamtgestaltung von der Holzdecke mit den Hakenkreuzfächern, der Bildikonographie der Fenstergestaltung und dem früheren Altarbild eines blonden Erlöserjesus ein bemerkenswertes Zeugnis dafür, wie sich die nationalsozialistische Ideologie nach der Machtübernahme der NSDAP auch im religiösen Raum ausbreiten konnte.
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