Meteorologe Guido Halbig und die Grüne Stadtteilgruppe Rüttenscheid formulieren Forderungen
Ob Starkregen oder heftigere Stürme, wie „Ela“ 2014 in Essen – extreme Wetterphänomene werden in Zukunft zunehmen. Das steht fest, nicht erst seit dem Klimagipfel in Paris 2015. Das Problem: Keiner kann vorab prophezeien, welche Stadt oder welcher Stadtteil als Nächstes betroffen sein wird. Darauf hat der Meteorologe Guido Halbig, der die Niederlassung Essen des Deutschen Wetterdienstes leitet, am Dienstagabend, 7. März 2017, bei einem Vortragsabend der GRÜNEN Stadtteilgruppe Rüttenscheid im Café Lindenquartier hingewiesen. „Weg von der Stadt der Autos, hin zur Stadt der Menschen.“ Nur dann ließen sich die Folgen des menschengemachten Klimawandels für die Bürgerinnen und Bürger Essens mildern. Die durchgängige Asphaltdecke wirkt wie ein gigantischer Verstärker: Regnet es stark, kommt es zu Überschwemmungen. Scheint die Sonne, wird die Hitze unerträglich.
Die zunehmende Hitze führt dazu, dass insbesondere ältere Menschen den Sommer in geschlossenen Räumen verbringen. „Die Wege müssen durch Bäume ebenso verschattet sein, wie Bushaltestellen, an denen am besten noch ein Trinkbrunnen installiert ist“, schlägt Guido Halbig eine intelligente Lösung vor. Dann könnten Senioren trotz Hitze weiter am Alltag draußen teilnehmen. Wandle sich der Straßen- und Parkraum in Grünzonen, hat dies bei Hitze ein kühlende Wirkung und bei Starkregen kann das Wasser versickern. „Wer eine nachhaltige Stadtentwicklung will, die nicht noch mehr Fläche betoniert, kann auch nicht allein auf Elektroautos setzen. Denn dadurch wird keine Straße, kein Parkplatz überflüssig“, erläuterte Halbig.
Angesichts von mehr als 1.000 neuen Wohnungen, die im Essener Stadtteil Rüttenscheid in den kommenden Jahren zugebaut werden, ist der umweltpolitische Sprecher der Grünen Ratsfraktion, Rolf Fliß, überzeugt: „Ungenutzte Dachflächen darf es nicht mehr geben. Ob Solaranlagen, die Strom oder Warmwasser produzieren, begrünte Dächer mit ihrer kühlenden Wirkung – es gibt zahlreiche intelligente Lösungen, wie wir diese Flächen nutzen sollten.“ Neue Wohnungen bedeuten natürlich auch mehr Bewohner – aber nicht automatisch mehr Straßen. „Wer die Asphaltwüsten in grüne Oasen verwandeln will, wo sich Menschen treffen und miteinander leben können, muss Tag und Nacht einen öffentlichen Nahverkehr und ein Radwegenetz garantieren, das ihnen grenzenlose sowie klima- und umweltfreundliche Mobilität ermöglicht“, sagte Fliß. So könne die Vision einer Stadt der Menschen Wirklichkeit werden, waren sich der Meteorologe und der umweltpolitische Sprecher der Grünen Ratsfraktion einig.
„Wo müsste Otto-Normalbürger etwas ändern?“, fragte sich das interessierte Publikum. „Bei sich selbst anfangen und darüber sprechen“, so die einfache und herausfordernde Antwort des Meteorologen. Wieder Gemüse selber im Garten anbauen, sich politisch engagieren, andere überzeugen. „Das wichtige ist das Engagement der Leute, damit sich das Bewusstsein wandelt“, so Halbig.
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