Bildung ist für uns ein Schlüssel für Selbstbestimmung, Chancengerechtigkeit und Integration. Bildung schafft die Voraussetzung für gerechte Teilhabe und ist eine Investition in unsere Zukunft. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass jede und jeder in unserer Gesellschaft Zugang zu guten Bildungsangeboten hat. Damit legen wir den Grundstein zu gleichen Chancen für alle. Wir setzen uns für mehr und bessere Angebote entlang der ganzen Bildungskette ein. Denn wir alle lernen ein Leben lang. Ein kreatives Essen braucht gut ausgebildete und qualifizierte Menschen. Ein bildungsgerechtes Essen darf niemanden zurücklassen, sondern fördert jede*n mit allen Potenzialen und besten Lernbedingungen.. Wer Wissenschaftsstadt und Großstadt für Kinder sein will, braucht beste Lernbedingungen für jedes Talent.
Kitas besser unterstützen
Unsere Essener Kitas sind die Basis für Bildungsgerechtigkeit. Wir GRÜNE möchten, dass Kitas allen Kindern zum Beginn der Grundschule die gleichen Startvoraussetzungen ermöglichen. Aktuell fehlen aber noch über 2000 Kita-Plätze. Neben der Schaffung von ausreichend Kitaplätzen setzen wir uns dafür ein, dass die Mittel aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ zur Verbesserung der Qualität in Kitas und dem Einsatz von mehr Fachpersonal in unseren Kitas führt. Dabei wollen wir Kita-Leitungen von Verwaltung entlasten, die duale vergütete Ausbildung für Erzieher*innen ausbauen und eine vielfältige, pädagogische, multiprofessionelle Arbeit, vor allem für mehr Inklusion, Beteiligung und Schutz von Kindern. Neben den Mitteln des Bundes investieren Land und Kommunen ab dem Kindergartenjahr 2020/2021 rund 750 Millionen Euro jährlich zusätzlich für mehr Finanzierungssicherheit und Verbesserungen der Qualität. Wir setzen uns dabei für eine Umsetzung der Platzausbaugarantie ein, damit jedes Kind gut betreut wird und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gelingt. Um insbesondere Alleinerziehenden den Berufseinstieg zu ermöglichen, benötigen wir mehr flexiblere Betreuungszeiten und erweiterte Finanzierungsmodelle. Die Beitragsstaffelung für Tagespflege, Kita und Ganztag sollte im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit überarbeitet werden.
Für Kitas und Schulen gilt gleichermaßen: kurze Beine, kurze Wege. Wir setzen uns dafür ein, dass bei Bedarf jede Familie im unmittelbaren Wohnumfeld einen Kita-Platz bekommt. Die Platzvergabe über das Portal „Little Bird“ wollen wir transparenter, einfacher, schneller und bedienungsfreundlicher gestalten. Betriebe und Verwaltung wollen wir kinder- und familienfreundlicher. Unternehmen gilt es mehr in die Pflicht zu nehmen: Jeder in Essen angesiedelte Betrieb ab einer Größe von 750 Mitarbeiter*innen soll ermutigt und unterstützt werden, einen Betriebskindergarten anzubieten. Hierbei erwarten wir, dass Stadt und städtische Töchter eine Vorbildrolle übernehmen. Umgekehrt wollen wir die Zahl der reservierten Firmenplätze in Kitas mit kommunaler Beteiligung begrenzen. Denn die neuen Betreuungsplätze sollen die Entwicklungsmöglichkeiten aller Kinder in unserer Stadt verbessern.
Fließende Übergänge schaffen
Der Übergang zwischen den einzelnen Bildungsabschnitten muss fließender gestaltet werden. Dazu wollen wir Präventionsketten von der Geburt bis zur Berufsausbildung ausbauen. Familienzentren in Kitas sind bereits erfolgreich erprobte Ansätze, um vor allem in Gebieten mit besonderem Förderbedarf Eltern eine verlässliche Anlaufstelle für Alltagsfragen in ihrem Stadtteil zu bieten. Wir wollen Familienzentren an Kitas verstetigen und die Zusammenarbeit mit den Grundschulen aufbauen. Neben den Familienzentren setzen wir auf das Konzept „Haus des Lernens“, die räumliche Einheit von Kindergarten und Grundschule in einem Gebäude. Aktuell haben wir z.B. nur in Haarzopf und Karnap zwei Lernhäuser. Für neu und weiter zu entwickelnde Grundschulstandorte sollen „Häuser des Lernens“ in unserer Stadt deshalb Standard werden. Wir wollen, dass diesem Ansatz bei Neuplanungen künftig Vorrang gewährt wird.
Wir setzen uns für den Vorrang von Gemeinschaftsgrundschulen vor Bekenntnisgrundschulen ein. Ziel muss es sein, dass jeder Stadtteil über eine Gemeinschaftsgrundschule verfügt. Die Förderung alternativer Schulkonzepte bleibt notwendig, um die vielfältigen Bildungsbedarfe in Essen zu decken.
Ganztagsangebote ausbauen
Die offene Ganztagsschule ist für unsere Stadt ein Erfolgsmodell. In Essen fehlen im OGS-Bereich aber leider noch immer Plätze. Das wollen wir ändern. Vor allem setzen wir uns für die Qualitätsverbesserung des offenen Ganztags ein. Wir wollen die pädagogischen, kulturellen und bewegungsorientierten Fördermöglichkeiten dieser Angebote stärken. Wir wollen die Schulumfeldarbeit ausbauen – z.B. durch mehr Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen im Stadtteil. Damit öffnen sich Schulen in dem Stadtteil und werden zu lebendigen Institutionen im Quartier. Neben dem Ausbau des offenen Ganztags wollen wir auch Modelle des gebundenen Ganztags fördern.
Schulsozialindex – Schulen bedarfsgerecht unterstützen
Schulen mit herausfordernden Aufgaben brauchen unsere besondere Unterstützung. Wir setzen uns daher für die bedarfsgerechte Zuweisung von Sach- und Personalmitteln über einen Schulsozialindex ein, d.h. Inklusionsanforderungen oder Einzugsgebiet sollen darin verstärkt berücksichtigt werden. Diese vom Land eingeräumten Fördermöglichkeiten sollen künftig nicht nur für Grundschulen, sondern auch für die Schultypen der Sekundarstufe I und II geöffnet werden. Darüber hinaus halten wir multiprofessionelle Teams, insbesondere an Schulen in schwierigen Lagen, für dringend notwendig. Nur so können die Schulen ihre Schüler*innen bestmöglich unterstützen.
Schulentwicklung grün gestalten
Ein qualitatives und quantitatives Bildungsmonitoring soll die Grundlage grüner Schulentwicklung sein.
Wir wollen, dass in unserer Stadt endlich ausreichend Gesamtschulplätze vorgehalten und keine neuen Hauptschulen mehr gegründet werden. Wir stehen für ein qualitatives, durchlässiges Bildungsangebot, von der Primarstufe bis zur beruflichen Bildung – standortunabhängig und soziale Bruchlinien. Wir wollen, dass alle Schulen, egal ob im Hörster Feld, in Frintrop oder in Kettwig, ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot ermöglichen können. Schulen dürfen kein Ort der sozialen oder kulturellen Segregation sein. Wir wollen Schulen als Orte der Integration und sie zu Leuchttürmen unserer Wissensgesellschaft entwickeln, in denen Lernen Spaß macht und Kreativität entfacht wird.
Zentral ist für uns auch eine bedarfsgerechte Schulsanierung mit schnelleren Verfahren unter fachlicher Leitung. Denn nur in modernen Schulen und in einem sauberen Umfeld können Schüler*innen optimal lernen. In der nächsten Ratsperiode muss mit allen verfügbaren Mitteln an der Erneuerung unserer Schulen und Schulhöfe gearbeitet werden, damit sie baulich und digital auf die Höhe der Zeit kommen. Schulen sollen durch die Stadt kontinuierliche Betreuung, Beratung und Support bei der Digitalisierung erhalten. Essen muss von den Digitalpakt-Mitteln des Bundes profitieren.
In Gesundheit und Fortbildung von Lehrer*innen investieren
Wer erwartet, dass sich Lehrer*innen jahrzehntelang Tag für Tag in pädagogisch anspruchsvollen Klassen für eine gute Bildung ihrer Schüler*innen engagieren, muss in Lehrer*innengesundheit investieren. Über die reine Wissensvermittlung kommen im Schulalltag immer mehr sozial-pädagogische wie auch administrative Aufgaben auf Lehrkräfte zu. Zu oft sind Sekretariate nicht besetzt. Wir fordern daher mehr Verwaltungsstellen für die Schulen.
Wir wollen bestehende Weiterbildungsmöglichkeiten transparenter machen und das Weiterbildungsbudget an Schulen erhöhen. Supervisionen können Lehrer*innen ebenso in ihrem Alltag unterstützen, wie auch ganze Kollegien und Schulen durch Schulentwicklungsbegleiter*innen neue Perspektiven erhalten können. Wir setzen uns dafür ein, dass der „Springer-Pool“ aufgestockt wird, um Krankheit und unbesetzte Lehrer*innenstellen aufzufangen. Nur so kann das Kollegium entlastet und die Unterrichtsversorgung sichergestellt werden.
Orte des Lebens und Lernens entwickeln: gesunde Mahlzeiten, kulturelle Bildung
Unsere Bildungseinrichtungen in Essen sollen Orte des Lebens und des Lernens sein. Wenn Kinder ohne Frühstück zur Schule gehen, fehlt es ihnen an Energie. Wir setzen uns dafür ein, dass ein gesunder Frühstückssnack und Mittagessen mit vegetarischem Alternativ-Angebot sowie kostenloses Wasser an Schulen und Kitas gefördert werden. Lange schon beklagen Eltern und Schüler*innen die Qualität des Schulessens. Alle sollen Zugang zu gesunden Mahlzeiten haben. Die Stadt als Träger soll an ihren Schulen nicht nur auf hohe Qualitätsstandards achten, sondern auch auf ein zeitgemäßes Bestellsystem und ein variables Angebot.
Kinder und Jugendliche lernen nicht nur im Klassenraum. Wir wollen Kitas und Schulen darin unterstützen, mehr Erfahrungswelten für Kinder zu schaffen. Wir setzen uns für einen systematischen Ausbau und die Verstetigung des pädagogischen Angebots an Kitas und Schulen ein, z.B. über enge Kooperationen mit Essener Kulturinstitutionen. Schultheatertage oder die Projekttage im Folkwang Museum sind hier beispielgebend.
Lebenslanges Lernen und Qualifizieren ermöglichen
Wir alle lernen ein Leben lang und dieses Lernen ist elementar für gesellschaftliche Teilhabe. Wir setzen uns dafür ein, dass nicht nur die berufliche Bildung im Job-Center empfohlen wird, sondern Lust auf Weiterbildung geweckt wird. Auch politische und kulturelle Bildung benötigen einen höheren Stellenwert. Wir werden uns dafür einsetzen, analog zum Sozialticket eine „Bildungsflat“ für ALG 2-Empfänger*innen einzurichten, zum Beispiel in der VHS. Der Bildungspunkt soll erweitert und konzeptionell aufgewertet werden. Daneben wollen wir eine digitale Essener Lernplattform, auf die alle Akteure zugreifen können. So erreichen wir Transparenz über unsere Weiterbildungslandschaft. Ruhrkolleg und Abendschule sollen eine Zukunft haben.
Hochschul- und Stadtentwicklung zusammen denken
Universitäre und Fachhochschulausbildung sind für viele zehntausende Menschen in unserer Stadt wichtige Bausteine ihrer Karriere. Die Zusammenarbeit zwischen der Universität Essen-Duisburg (UDE), den anderen Hochschulen, Fachhoch- und Musikhochschule und den Gremien der Stadt wollen wir verbessern. Gerade die UDE ist nicht nur Lern-, Lehr- und Forschungsstandort, sondern ebenso ein wichtiger Arbeitgeber, Impulsgeber und Investor für Essen. GRÜNE wollen die Potentiale einer gut vernetzten Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität sowohl im Schulbereich, wie auch in Umwelt- oder Verkehrsprojekten systematisch ausschöpfen.
Kooperations- und Netzwerkstrukturen ausbauen
Bildungsangebote und Bildungsstrukturen werden durch lebendige Kooperations- und Netzwerkstrukturen bereichert. Wir wollen das Potential unserer Stadt durch den Ausbau von sektorenübergreifenden Kooperationen heben. Dazu streben wir eine enge Zusammenarbeit zwischen kommunalen Ämtern, Schulen, Fach- und Volkshochschulen, der Universität und Stiftungen an. Wir machen uns daher stark für Koordinierungsstellen in der Stadt, die Schulen, Kitas und andere Bildungseinrichtungen dabei unterstützen, gezielte Netzwerkstrukturen aufzubauen, zu pflegen und ergebnisorientiert zu verwalten.