Essen ökologisch

Natur- und Artenschutz müssen einen höheren Stellenwert in Politik und Verwaltung erfahren, damit Essen seinem Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ gerecht wird. Das Umweltamt sowie „Grün und Gruga“ benötigen dafür eine bessere personelle und finanzielle Ausstattung. Die Stadt braucht eine bessere Klima- und Umweltschutzpolitik und eine überzeugende Klima-Anpassungsstrategie.

Zu einem gesundem Stadtklima trägt mehr Grün in Form von Fassaden- und Dachbegrünung, Parks, Wiesen, Straßenbäumen, Kleingärten und Urban-Gardening-Flächen bei. Frisch- und Kaltluft-Schneisen garantieren eine bessere Durchlüftung der Stadt. Abfälle zu vermeiden und zu recyceln wird zu einer immer wichtigeren kommunalen Aufgabe. Hier wollen wir alle kommunalen Chancen und Möglichkeiten vor Ort nutzen.

Die Folgen des Klimawandels sind bereits heute in Essen zu spüren. Starkregen mit Überschwemmungen werden häufiger. Dürre und Hitzewellen sind ein echtes Gesundheitsrisiko vor allem für kleine Kinder und ältere Menschen. Bäume verdursten, Ernten werden erheblich beeinträchtigt.

Mehr Grün für unsere Stadt

Wir wollen mehr investieren, um bestehende Grünflächen und Parks zu pflegen und zu erneuern. Öffentliche Grünflächen sollen in insektenfreundliche Blumenwiesen verwandelt werden. Das Konzept der nachhaltigen Staudenpflanzungen längs von Straßen im Zuge der Grünen Hauptstadt soll ausgeweitet und dauerhaft finanziert werden. Die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 in der Metropole Ruhr wollen wir als große Chance zur Aufwertung grüner Infrastrukturen in Essen nutzen.

Stadtbäume bieten Lebensqualität für Menschen und Lebensraum für Tiere, filtern die Luft, dämpfen Lärm und spenden Schatten sowie Feuchtigkeit. Nicht zuletzt wirken sie auch identitätsstiftend. Altbäume mit besonderer Klimaleistung wollen wir schützen. Auf bislang asphaltierten Flächen wollen wir deutlich mehr Stadtbäume pflanzen. Eine Alternative sind Pflanzkübel mit Stauden, Sträuchern und Bäumen, um Plätze und Straßen zu begrünen. Die Baumschutzsatzung muss ausgeweitet und an die Erfordernisse eines verbesserten Baumschutzes angepasst werden. Um den Baumbestand zu sichern, bedarf es eines öffentlich einsehbaren Baumkatasters. Darin sollten alle städtischen Bäume außerhalb des Waldes in Essen erfasst werden.

Fassaden-, Dach- und Innenhof-Begrünung binden Feinstaub, verbessern das Kleinklima und dienen der Artenvielfalt. Außerdem schützen sie bei Starkregen vor Überschwemmungen. Wir wollen privates Engagement für mehr Grün in der Stadt, auf dem Dach, an Fassaden und in Hinterhöfen finanziell stärker unterstützen. In besonders dicht bebauten Stadtteilen soll die Stadt Essen aktiv auf Eigentümer*innen geeigneter Objekte zugehen, um sie bei der Umsetzung zu beraten. Bei städtischen Immobilien werden Begrünungen geprüft und alle Potenziale genutzt. Auch Straßenbahn- und Bushaltestellen eignen sich für eine Bepflanzung. Künftige Bebauungspläne müssen verbindlich vorgeben, Dächer zu begrünen. Um Steinwüsten und Schottergärten im Stadtbild zurückzudrängen, wollen wir bei Neubauprojekten eine grüne, naturnahe oder gärtnerische Gestaltung von (Vor-)Gärten in einer Freiflächengestaltungssatzung festschreiben. Ein Rückbau bereits vorhandener Schottergärten soll mit Beratungspersonal und -mitteln unterstützt werden.

Essener Kleingärten müssen erhalten und neue geschaffen werden. Urban Gardening-Projekte, interkulturelle Gärten sowie Naturerfahrungsangebote für Schulen und Kindergärten erfahren unseren vollen Rückhalt. Bürger*innen, die mit viel Engagement Baumscheiben pflegen und im Sommer die Bäume gießen, sollen wertgeschätzt und unterstützt werden. Auch Vereine und Verbände, die sich um Umwelt und Naturschutz kümmern, wollen wir stärker unterstützen.

Wir setzen bei der Stadtbegrünung auf Nutzpflanzen. Unser Ziel ist, die „essbare Stadt“ zu entwickeln und dafür geeignete Flächen auch auf Dächern und an Wänden auszuweisen. In der Stadt sollen bevorzugt auch Obst- und Nussbäume gepflanzt werden.

Artenschutz ernstnehmen – Biodiversität schützen

Auf Initiative der GRÜNEN hat der Rat beschlossen, einen Aktionsplan für Insekten- und Vogelschutz zu erstellen. Damit dieser und auch weitere ökologische Verbesserungen verwirklicht werden können, müssen die notwendigen Personal- und Finanzmittel bereitgestellt werden. Die Stadtverwaltung soll mit öffentlichen und privaten Partnern wie Wohnungsbauunternehmen, Gewerbeunternehmen, Landwirten, Waldbesitzer*innen, Umweltverbänden, Kleingartenvereinen ein „Bündnis für Essens Grün“ schließen. So lassen sich der Naturwert und die Artenvielfalt in der Stadt steigern.

Bei städtebaulichen Wettbewerben sollen künftig Berater*innen für Artenschutz für eine umwelt- und artengerechte Neugestaltung von städtischen Flächen sorgen. Bei städtischen Bauten sollen die Bedürfnisse von Vögeln und Fledermäusen, die in und an Gebäuden leben, berücksichtigt werden. Vogelschutzmaßnahmen bei Glasfassaden müssen verpflichtend werden. Insektenhotels zu bauen und aufzustellen wollen wir bewerben, um das Überleben von Wildbienen in der Stadt zu sichern.

Essen braucht ein ökologisches Beleuchtungskonzept. Davon profitieren das Klima, die Natur und der städtische Haushalt. Die Straßenbeleuchtung ist mit insektenfreundlichen LED auszustatten. Bei künftigen Ausschreibungen ist das Beleuchtungskonzept zu berücksichtigen. Neue Straßenbahnlinien sollen von vornherein mit einem grünen Gleiskörper geplant und gebaut werden. Straßenbahntrassen, die saniert werden, sollen ebenfalls begrünt werden.

Der neue Landschaftsplan bietet die einmalige Chance, eine Biodiversitätsstrategie für das gesamte Stadtgebiet zu entwickeln. Die Artenvielfalt kann so gezielt geschützt werden, indem weitere Schutzflächen ausgewiesen und beispielsweise Biotope vernetzt werden.

Landwirtschaft: regional, ökologisch und artgerecht

Wir setzen uns dafür ein, Lebensmittel regional, naturnah, ökologisch und artgerecht zu erzeugen. Daher dürfen wir Äcker und Wiesen nicht leichtfertig zugunsten von Bauprojekten verlieren. Wir verteidigen die Landwirtschaft und mit ihr die Wochenmärkte mit Obst, Gemüse und anderen Produkten aus der Region. Neue Pächter landwirtschaftlich genutzter städtischer Flächen sollen verpflichtet werden, pestizidfrei zu arbeiten. Essen soll dem Netzwerk der „Bio-Städte“ beitreten. Um diesem Label gerecht zu werden, muss ein höherer Anteil ökologisch erzeugter und fair gehandelter Produkte in städtischen Kantinen angeboten und bei der öffentlichen Beschaffung erreicht werden.

Den Klimaretter Wald schützen

Essens Waldflächen sind wertvolle Lebens- und Erholungsräume, Klimaretter und Rohstoffquelle. Bäume mit ihrer Klimaleistung sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Die große Trockenheit der letzten Jahre hat drastisch verdeutlicht, wie sehr die Klimaveränderungen die Wälder und die Forstwirtschaft herausfordern. Es braucht dringend ein umfassendes Konzept für artenreiche, klimastabile und naturnahe Wälder in Essen.

Die wirtschaftliche Waldnutzung wollen wir zurückfahren und den Naturschutz in der Waldbewirtschaftung intensivieren. Dafür wollen wir mehr Waldflächen nicht länger bewirtschaften, um so etwa alte Bäume stärker zu schonen.

Abfallvermeidung, Recycling und Zero Waste

Essen hat einen großen Nachholbedarf bei Abfallvermeidung und ökologischer Abfallverwertung. Die Menge an angesammeltem Bioabfall, Papier, Altglas und Verpackungen liegt klar unter dem Landesschnitt. Das Abfallwirtschaftskonzept von 2014 muss mit ehrgeizigen Zielen fortgeschrieben werden. Anstatt Bioabfälle wie bisher nur zu kompostieren, soll künftig ein Teil vergärt und als Biogas genutzt werden. Auf diese Weise wird der Ausstoß klimaschädlicher Gase verringert. Kompost soll an Bürger*innen abgegeben werden können. Die Biotonne muss in Essen flächendeckend mit Vollservice eingeführt werden. Wir setzen uns für mehr Recyclinghöfe und -stationen ein. Erfassungs- und Entsorgungsstrukturen von Elektro- und Elektronikgeräten müssen deutlich verbessert werden. Gemischte Abfälle sollen vor der Verbrennung in der Müllverbrennungsanlage besser vorsortiert werden.

Bau- und Abbruchabfälle haben das größte Volumen in der Abfallwirtschaft. Die Stadt muss bei ihren eigenen Bauvorhaben Bauabfälle wiederverwerten und bei jedem Bauantrag einen Leitfaden für den Einsatz von Recycling-Baustoffen beifügen. Das Umweltamt benötigt eine personelle Verstärkung in der Abfallberatung. Das Abfallmanagement bei Großveranstaltungen gehört deutlich verbessert, etwa durch das durchgängige Angebot von Mehrweg statt Einweg. Wir wollen, dass die Essener*innen zukünftig an Schulen und im öffentlichen Raum Trinkwasser an Wasserspendern und Trinkbrunnen bekommen, um dort ihre Trinkflaschen immer wieder nachfüllen zu können.

Gemeinschaftlicher Konsum, Tauschbörsen sowie Reparatur- und Upcycling-Initiativen sparen wertvolle Ressourcen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Verwaltung Sharing-Initiativen, Repair-Cafés und gemeinnützige Flohmarkt-Initiativen berät und unterstützt. Das nachhaltige Angebot für Essen soll durch neue Formate wie ein „Regional-Festival“ gefördert werden.

Mit Wasser sorgsamer umgehen

Durch das erfolgreiche Programm „Neue Wege zum Wasser“ konnten bereits mehr als 500 Initiativen und Aktionen u.a. zur Gewässerentwicklung, Regenwasserabkopplung, zum Neu- und Umbau von Grünflächen oder zum Ausbau und zur Erneuerung von Geh- und Radwegen verwirklicht werden. Diesen Erfolg wollen wir ausbauen. Eine auch klimatisch wichtige Vernetzung der Grün- und Freiräume erfolgt durch den milliardenschweren Emscher-Umbau. In der Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ sehen wir einen vorbildlichen Ansatz für eine enge Zusammenarbeit von Wasserwirtschaft und Stadtplanung. Um den Verbrauch von kostbarem Trinkwasser zu verringern, wollen wir das Bewusstsein für das Sparen von Wasser steigern und dieses attraktiver machen. Eine intensivere Nutzung von Regenwasser ist eine sinnvolle Alternative bei der Bewässerung von Grünflächen, Gärten und Balkonen.

Tiere besser schützen

Wir setzen uns dafür ein, das Essener Tierschutzheim zu erweitern und finanziell stärker zu fördern. Der Bestand an Stadttauben soll mit Hilfe betreuter Taubenschläge artgerecht begrenzt werden. Zirkusse, die in Essen gastieren, sollen wildtierfreie Shows zeigen. Ein ehrenamtliche*r Tierschutzbeauftragte*r muss benannt werden, welche*r städtische Entscheidungen und Planungen konsequent auf ihre Auswirkungen auf die Tierwelt überprüft.