PRESSEMITTEILUNG:
BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN in der Bezirksvertretung 8 (Ruhrhalbinsel) beantragen die Umbenennung einer Bushaltestelle in Heisingen
In Heisingen ist in der Bahnhofstraße seit 1960 eine Bushaltestelle der Ruhrbahnlinie 153 (Baldeneysee – Kupferdreh/Altenheim) nach dem Namensgeber des in der weiteren Umgebung befindlichen „Ernst-Tengelmann-Rings“ benannt.
Dieser Ernst Tengelmann war neben seiner leitenden Tätigkeit im Ruhrkohlebergbau auch der erste Stadtrat in Essen, der der NSDAP beitrat. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Finanzierung der NSDAP im entscheidenden Wahlkampf zur Reichstagswahl 1933, der zur „Machtergreifung“ führte. Als „Wehrwirtschaftsführer“ war Tengelmann die „rechte Hand“ von Friedrich Flick, der in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wegen Sklavenarbeit, Zwangsarbeit und Plünderung besetzter Gebiete zu 7 Jahren Haft verurteilt worden war.
Mit der Einzelhandelskette „Tengelmann“ hat Ernst Tengelmann persönlich nichts zu tun gehabt (das war sein Bruder).
Ernst Tengelmann hatte persönlich auch gar keine Beziehungen nach Heisingen, lediglich die Zeche Carl-Funke gehörte zu seinem Organisationsbereich. Dies erklärt auch die Namensgebung, denn die heutige Straße befand sich in den 60er Jahren noch im Werksbereich der Zeche „Carl-Funke“ und wurde von einem der beiden Söhne Tengelmanns zu Ehren seines Vaters gemeinsam mit Vertretern der IHK Essen betrieben.
Der detaillierte Werdegang Tengelmann`s seit 1930 ist einem Gutachten zu entnehmen, das der grüne Ratsherr und Mitglied in der Bezirksvertretung 8, Jan-Karsten Meier 2021 von einem Absolventen am Lehrstuhl für Zeitgeschichte (Prof. Constantin Goschler) an der Ruhruniversität Bochum anfertigen ließ.
„Die Grünen in der Bezirksvertretung teilen die Ansicht des Gutachters Thorben Pieper, den eigentlichen Strassennamen zu belassen und erläuternde Informationstafeln im Umfeld aufzustellen. Damit sei eine umfassende Einordnung von Namensgebungsprozess und Person möglich“, so der Heisinger Grünen-Bezirksvertreter Meier. Sollten die Anwohner/-innen allerdings aufgrund dieser Informationen selbst eineUmbenennung wünschen, so würden sich die Grünen dem nicht verschließen.
Bei der Bushaltestellen-Benennung jedoch handelt es sich um eine Haltestellenbezeichnung, die unkommentierbar in den Ruhrbahn-/VRR-Fahrplänen aufgeführt wird. Der Fahrgast kann also nicht über den Hintergrund und Einordnung eines Namens mit nationalsozialistischem Hintergrund diesen Ausmasses informiert werden.
Zudem mündet der „Ernst-Tengelmann-Ring“ gar nicht in den Bus-Linienweg der Bahnhofstrasse. Die nächste Einmündung im Haltestellenumfeld stellt der „Soniusweg“ dar.
Anselm Sonius lebte im 18. Jahrhundert, war ein durchaus konfliktfreudiger Abt des Klosters Werden und hielt sich oftmals über längere Zeit in „Haus Heisingen“ auf, hatte also einen engen Bezug nach Heisingen.
„Mit dieser Namensänderung einer Bushaltestelle wollen die Grünen in der Bezirksvertretung zum 93. Jahrestag der „Reichsprogromnacht“ am 9.11.1938 ein Zeichen des Gedenkens setzen“, so Jan-Karsten Meier abschließend.
Bündnis90/DieGrünen
Stadtteilgruppe Ruhrhalbinsel BV8
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